Von: Bernhard Lichtenberger
Gregor Bloéb: „Grasser und die ganzen Schmieranten“
OÖ Nachriichten, 25. Juni 2012 - In seiner vorletzten Saison als Intendant des Theatersommers bringt Gregor Bloéb Heinrich von Kleists Klassiker „Der zerbrochne Krug“ auf die Hauptplatzbühne von Stadt Haag. Premiere ist am Mittwoch, 27. Juni.

Zwischen zwei Theatersommern in Haag nimmt Gregor Bloéb (re.) mit seinem Bruder Tobias auf Motorrädern die Strecke Paris-Dakar in Angriff.
Bild: Jürgen Skarwarn
OÖNachrichten: Wieso wählten Sie den „Zerbrochnen Krug“?
Gregor Bloéb: Ich finde es spannend, in dieser ländlichen Gegend, wo die Menschen nicht tagtäglich mit dem Theater in Verbindung sind, die Klassiker in die Bevölkerung hineinzutragen, um ihnen zu zeigen, was wirklich gutes, schönes Theater ist. Der Mensch Kleist ist für mich sowieso ein Wahnsinn, weil er ein ewig Suchender, ein genauer Arbeiter war. Der als Schwank geschriebene „Zerbrochne Krug“ ist nun absurderweise ein heutiges Stück. Wenn man das liest, fallen einem sofort Grasser und die ganzen Schmieranten und Untersuchungsausschuss-Verstecker ein. Das ist so heutig, dass es fast schon schrecklich ist.
OÖNachrichten: Von Tugendhaftigkeit und Anstand reden wir auch heute. Haben wir seit Kleist nichts gelernt?
Bloéb: Es scheint so. Und es gab ja damals auch Parallelen zu heute: es gab viele Beamte, alle haben auf Pump gelebt, eine ganze Gesellschaft war verlottert.
OÖNachrichten: Auch die Schule versucht, Klassiker an die Jugend zu bringen – und scheitert daran.
Bloéb: Das liegt an den Lehrern, an der Schule. Wir haben ja auch ein Projekt mit Schulen aus der Gegend von Amstetten und Steyr gestartet, um in der Klasse über den „Zerbrochnen Krug“ zu diskutieren und die Kinder dann in die Generalprobe einzuladen. Nur eine Schule, die HLW in Haag, war dafür vorbereitet. Das war so schön, dass aus der Stunde zwei geworden sind, in denen wir über den Beruf des Schauspielers, des Intendanten, über die Kunst, die Sprache, über Kleist geredet haben. Bei den anderen Schulen waren die Lehrer auf einmal gar nicht mehr da, sondern irgendwo Kaffee trinken und haben mich einfach so eine Art Vortrag machen lassen.
OÖNachrichten: Machen Sie in Haag weiter?
Bloéb: Ja, noch ein Jahr. Wir bringen als Koproduktion mit dem Theater in der Josefstadt „Der Fall Jägerstätter“, geschrieben von Felix Mitterer. Ich werde den Franz Jägerstätter spielen.
OÖNachrichten: Mit Ihrem Bruder Tobias Moretti bestreiten Sie rund um den Jahreswechsel im KTM-Team von Heinz Kinigadner auf Motorrädern das „African Eco Race“ von Paris nach Dakar. Warum nimmt man so ein Angebot an?
Bloéb: Motorradnarrisch zu sein ist Voraussetzung, wir sind ja vier Buben, haben viele Motorradreisen gemacht. Sagt man Nein, wenn Kinigadner als Trainer, KTM und Red Bull als Sponsoren auftreten?
OÖNachrichten: Die Devise?
Bloéb: Das Ziel ist das Ziel. Das Spannende eines Weges ist, dass man nicht weiß, was kommt.
OÖNachrichten: Die Familien haben sich damit abgefunden?
Bloéb: Auch da gehen wir mit den Familien gemeinsam auf einen Weg, genauso Schritt für Schritt wie bei der Auseinandersetzung mit dem Abenteuer.
OÖNachrichten: Was verunsichert Sie?
Bloéb: Relativ wenig. Konditionell und fahrtechnisch müssen wir noch etwas zulegen. Von Orientierung und Roadbook habe ich noch keine Ahnung – auf Ibiza haben wir ein Proberennen gemacht, und schon beim ersten Kreisverkehr in Ibiza-Stadt bin ich falsch gefahren.
"Der Zerbrochne Krug"
Das Stück: Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ erschien 1806, die Uraufführung unter Goethe in Weimar war kein Erfolg. Mehr darüber erfahren Sie hier!
Der Inhalt: Frau Marthe klagt bei Dorfrichter Adam den Verlobten ihrer Tochter Eve an, einen wertvollen Krug zerbrochen zu habe. Ruprecht bestreitet das und sagt, er habe zu besagtem Zeitpunkt einen fremden Mann aus Eves Zimmer flüchten sehen. Dorfrichter Adam versucht, die Aufklärung des Falles möglichst unauffällig zu verhindern.
Karten: u.a. OÖN-Tickethotline 0732 / 7805 805, mit OÖNcard 2 Euro ermäßigt

